Bilnde Momente
Vor mir ein Blatt Papier.
Ich öffne meine Augen und nehme die Welt und ihre Objekte wahr. Ich schließe meine Augen: Für ein paar Sekunden verändert das Nachbild eines Objekts seine Form und schwebt hinter meinen Augenlidern. Ich beobachte seine Bewegung und versuche, seine Form zu erfassen.
Ich öffne meine Augen und zeichne anhand meiner Erinnerung die Form des Nachbildes auf Transparentpapier. Ich schließe meine Augen, um die Form noch einmal zu überprüfen. Allerdings ist die erste Form bereits verschwunden und ein nächstes Nachbild erscheint und bewegt sich. Um nun dieses Nachbild aufzunehmen, versuche ich die vorherige Zeichnung auf dem Blatt auszuradieren und zeichne das Neue.
Wieder schließe ich meine Augen und prüfe die Form des Nachbildes. Wie erwartet ist nun dieses Nachbild verschwunden und ein neues entstanden. Die Zeichnung des vorherigen Nachbildes radiere ich wieder, da es nicht mehr besteht.
Ich nehme wieder mit meinen geöffneten Augen die Welt und ihre Objekte wahr, und mit geschlossenen Augen wieder deren Nachbilder. Und wieder zeichne ich mit geöffneten Augen die erinnerte Form des Nachbildes, die ich gleich darauf wieder radiere.
Ein neues Blatt …
Die Zeichnung wird nicht nach der Anschauung gezeichnet, sondern aus der Erinnerung. Wenn ich, nach dem bereits eingeprägten Nachbild, ein Bild zeichne, wird das Vorbild automatisch unsichtbar. Auch wenn ich verzweifelt ein präsentes Sehen untersuche, schneide ich mich genau hierdurch von der visuellen Anschaulichkeit ab.
Ich bin blind, während meine Augen offen sind. Ich kann sehen, während meine Augen geschlossen sind. Ich sehe, erinnere, zeichne und lösche immer wieder, um unbestimmte Nachbilder einzufangen und zu fixieren.








